KI-Übersichten (auch "AI Overviews" genannt) stellen eine bedeutende Neuerung in der Google Suche dar, die seit 2024 schrittweise in verschiedenen Märkten eingeführt wurde und nun auch nach Europa kommt. Bei dieser Funktion handelt es sich um KI-generierte Zusammenfassungen, die direkt in den Suchergebnissen erscheinen und die relevantesten Informationen zu einer Suchanfrage übersichtlich darstellen.
Die Technologie basiert auf dem Gemini-Sprachmodell von Google, das Informationen aus dem Internet analysiert, strukturiert und als kohärente Antwort präsentiert. KI-Übersichten erscheinen am oberen Rand der Suchergebnisseite und nehmen besonders auf Mobilgeräten bis zu 75-90% des Bildschirms ein.
Ein wesentliches Merkmal dieser Übersichten ist die Quellenangabe. Im Durchschnitt enthält eine KI-Übersicht Verweise auf 4,8 Links von etwa 4,5 verschiedenen Domains. Diese Quellen sind direkt anklickbar und führen zu den entsprechenden Webseiten, wobei der Nutzer oft direkt zu dem zitierten Textabschnitt weitergeleitet wird.
KI-Übersichten können nicht deaktiviert werden, was bei einigen Nutzern in den USA bereits zu Frustration geführt hat. Es existieren jedoch Browsererweiterungen wie "Hide Google AI Overviews", die diese Funktion ausblenden können.
Interessanterweise können Nutzer in Regionen, wo KI-Übersichten verfügbar sind, über "Search Labs" in ihren Google-Einstellungen die Häufigkeit dieser Übersichten sogar erhöhen. Bei dieser Einstellung erscheinen KI-Übersichten bei nahezu 99% aller Suchanfragen, einschließlich Markensuchen.
Die Integration dieser Funktion stellt einen weiteren Schritt in Googles Entwicklung hin zu einer "Answer Engine" dar, die nicht nur Links zu relevanten Webseiten liefert, sondern direkte Antworten auf Nutzerfragen bietet.
Die Verbreitung von KI-Übersichten hat seit ihrer Einführung deutlich zugenommen. Nach aktuellen Daten vom März 2025 sind sie in 132 Ländern verfügbar. In den USA werden KI-Übersichten bei etwa 30% aller Suchanfragen angezeigt, während sie global gesehen nur bei etwa 2% aller Suchanfragen erscheinen.
Die Verteilung ist jedoch je nach Branche und Themengebiet sehr unterschiedlich. Besonders häufig treten KI-Übersichten in folgenden Bereichen auf:
Ein typisches Merkmal der Suchanfragen, die KI-Übersichten auslösen, ist ihre Länge. Die durchschnittliche Anfrage besteht aus 4 Wörtern, wobei 5-Wort-Anfragen am häufigsten KI-Übersichten generieren. Dies korreliert mit dem Trend zu längeren, natürlichsprachlichen Suchanfragen, die durch die zunehmende Nutzung von Sprachsuche und KI-Assistenten gefördert werden.
Interessant ist auch die Art der Anfragen: KI-Übersichten werden vorwiegend bei informativen Suchanfragen angezeigt (etwa 70%), gefolgt von kommerziellen (20%), navigatorischen (7%) und transaktionalen Anfragen (3%). Lokale Suchanfragen und Markensuchen lösen derzeit am seltensten KI-Übersichten aus.
Ein wichtiger Aspekt ist die Beziehung zwischen organischen Rankings und dem Erscheinen in KI-Übersichten:
Dies deutet darauf hin, dass Google für KI-Übersichten andere Ranking-Faktoren verwendet als für die traditionelle organische Suche. Die Relevanz und Qualität des Inhalts scheint für KI-Übersichten eine größere Rolle zu spielen als die etablierte Domainautorität.
Die Einführung von KI-Übersichten hat erhebliche Auswirkungen auf den organischen Traffic von Webseiten. Der offensichtlichste Effekt ist die Zunahme sogenannter "Zero-Click-Searches" – Suchanfragen, bei denen Nutzer die Antwort direkt in den Suchergebnissen erhalten und nicht auf eine Webseite klicken.
Die Auswirkungen variieren stark je nach Branche und Webseitentyp:
Eine Datenanalyse von Kevin Indig und GrowthMemo zeigt einen durchschnittlichen Rückgang des organischen Traffics um 2,8%, wenn KI-Übersichten erscheinen und die eigene Webseite nicht als Quelle zitiert wird.
Vor der Einführung von KI-Übersichten lag die Rate der Zero-Click-Searches in den USA bei etwa 58% und in Europa bei 59%. Mit KI-Übersichten könnte dieser Wert weiter steigen, obwohl Google behauptet, dass Nutzer bei vorhandenen KI-Übersichten tatsächlich auf mehr Links klicken als ohne diese Funktion.
Bei bezahlten Anzeigen ist der Effekt deutlicher erkennbar:
Dies entspricht einer Reduzierung um mehr als 50%. Allerdings ist zu beachten, dass bisher nur bei etwa 7% der Suchanfragen mit Anzeigen KI-Übersichten erscheinen, was die Gesamtauswirkung auf Werbekampagnen begrenzt.
Interne Daten von Websites zeigen überraschenderweise, dass der Traffic-Rückgang nicht so drastisch ausfällt wie befürchtet. Bei einer Analyse von 200 Keywords, die in KI-Übersichten erscheinen, wurde ein Rückgang von etwa 500 Klicks über einen Zeitraum von sechs Monaten festgestellt – ein signifikanter, aber nicht katastrophaler Wert.
Langfristig könnte sich jedoch der Kaufentscheidungsprozess verändern, da weniger Touchpoints zwischen Kunden und Unternehmen entstehen. Dies könnte die Möglichkeiten zur Beeinflussung der Kaufentscheidung einschränken.
Um in KI-Übersichten zitiert zu werden und damit von dieser neuen Suchfunktion zu profitieren, sind spezifische Optimierungsstrategien erforderlich, die sich teilweise von der klassischen SEO unterscheiden.
Die Inhaltsstruktur spielt eine entscheidende Rolle für das Erscheinen in KI-Übersichten:
Bei der Keyword-Recherche und -Auswahl sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
Die Strukturelemente des Contents sollten KI-freundlich gestaltet werden:
Neben der Content-Optimierung sind auch technische Anpassungen wichtig:
Eine besonders effektive Technik ist die Analyse der Kosinus-Ähnlichkeit zwischen eigenen Inhalten und bereits in KI-Übersichten zitierten Texten. Hierfür kann ein Tool wie der "Cosine Similarity Calculator" verwendet werden. Dies hilft zu verstehen, welche Textstruktur und -ähnlichkeit Google bevorzugt.
Weitere Empfehlungen umfassen:
Um KI-Übersichten effektiv zu überwachen und zu optimieren, stehen verschiedene Tools zur Verfügung. Die meisten etablierten SEO-Plattformen haben inzwischen Funktionen zur Analyse von KI-Übersichten implementiert:
Besonders nützlich sind spezialisierte Browser-Erweiterungen:
Für tiefergehende Analysen sind spezialisierte Tools wie Otterly (inzwischen von SEMrush übernommen) oder Profund empfehlenswert. Diese bieten detaillierte Einblicke:
Ein methodischer Ansatz zur Optimierung umfasst folgende Schritte:
Durch diesen datengestützten Ansatz können Webseiten ihre Chancen maximieren, in KI-Übersichten zitiert zu werden.
Google plant laut eigenen Angaben, KI-Übersichten bis Ende 2025 auf über eine Milliarde Nutzer auszuweiten. Dies deutet auf eine erhebliche Expansion in weitere Märkte und Sprachräume hin, einschließlich des deutschsprachigen Raums.
Die Funktion befindet sich noch in einer Testphase und entwickelt sich ständig weiter. Sowohl das Erscheinungsbild als auch die Funktionsweise von KI-Übersichten könnte sich in den kommenden Monaten verändern. Ein Beispiel hierfür ist die kürzlich beobachtete Wiedereinführung von Textlinks innerhalb der KI-Übersichten, was Kevin Indig als "Going full Circle" bezeichnet – ein Zurück zu klassischen Suchergebnissen innerhalb der KI-Funktion.
Zu erwartende Entwicklungen umfassen:
Besonders interessant ist die Frage, wie KI-Übersichten in stark regulierten Bereichen wie dem Gesundheitswesen in Europa implementiert werden. Anders als in den USA könnte die strengere europäische Regulierung zu Einschränkungen führen, besonders bei medizinischen Themen.
Für Webseitenbetreiber wird es zunehmend wichtig, eine zweispurige Strategie zu verfolgen:
Langfristig könnte sich das gesamte Content-Marketing von langen, umfassenden Artikeln hin zu spezifischeren, präziseren Inhalten entwickeln, die einzelne Aspekte eines Themas gezielt behandeln. Diese Entwicklung entspricht sowohl dem Nutzerverhalten im Zeitalter der KI als auch den Anforderungen der KI-Übersichten.
KI-Übersichten verändern grundlegend die Art und Weise, wie Nutzer mit Suchergebnissen interagieren. Für Website-Betreiber bedeutet dies sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Die Reduzierung des direkten Traffics wird teilweise durch qualitativ hochwertigere Leads ausgeglichen, die durch das Zitieren in KI-Übersichten gewonnen werden können.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Anpassung der Content-Strategie an diese neue Realität. Inhalte müssen präzise, strukturiert und direkt auf Nutzerintentionen ausgerichtet sein. Gleichzeitig gewinnen Faktoren wie Autorität, Aktualität und multimediale Präsenz an Bedeutung.
Als Experten für digitales Marketing bei Seodach Solutions GmbH empfehlen wir unseren Kunden, diese Entwicklung nicht als Bedrohung, sondern als Gelegenheit zur Differenzierung zu betrachten. Durch kontinuierliches Testen und Optimieren können Unternehmen ihre Sichtbarkeit in KI-Übersichten verbessern und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erzielen.
Nein, als Nutzer können Sie KI-Übersichten nicht direkt über Google-Einstellungen deaktivieren. Es gibt jedoch Browser-Erweiterungen wie "Hide Google AI Overviews", die diese Funktion ausblenden können.
Das hängt von Ihrer Branche und Content-Strategie ab. Daten zeigen einen durchschnittlichen Traffic-Rückgang von 2,8%, wenn Ihre Seite nicht in KI-Übersichten zitiert wird. Bei Zitierung kann der Traffic sogar steigen.
Informative Inhalte, besonders in Form von Listen, Tabellen und direkten Antworten auf Fragen werden bevorzugt. Auch Inhalte mit Statistiken, Zitaten und visuellen Elementen werden häufiger angezeigt.
Nicht unbedingt. Obwohl 52-99,5% der zitierten Quellen aus den Top-10 stammen, kommen 46% der in KI-Übersichten verwendeten URLs aus Positionen jenseits der Top-50.
YouTube und LinkedIn werden überproportional häufig zitiert, gefolgt von Wikipedia. Diese Plattformen sollten in eine umfassende Content-Strategie einbezogen werden.
Fokussieren Sie auf klare Struktur, prägnante Antworten, relevante Keywords und die Platzierung wichtiger Informationen am Anfang von Abschnitten. Die Implementierung von Schema-Markup und die Stärkung der E-A-T-Signale sind ebenfalls wichtig.
Derzeit erscheinen KI-Übersichten hauptsächlich bei informativen Suchanfragen. Kommerzielle und transaktionale Anfragen lösen seltener KI-Übersichten aus, was bedeutet, dass verkaufsorientierte Seiten weniger betroffen sind.
Wir freuen uns darauf, Sie und Ihr Team bei einem gemeinsamen Gespräch kennenzulernen!